In der Kollegienkirche fließt Honig vom Himmel
Stefanie Schenker, 2019, Salzburger Nachrichten
Eigentlich wollte Künstlerin Sonja Meller ihren „Honighimmel“ in ihrer Wahlheimat Linz verwirklichen. Bei einem Besuch in ihrer Geburtsstadt Salzburg sei ihr aber klargeworden: „Die Kollegienkirche ist der richtige Ort für das Projekt.“ Das bestätigt auch Christian Wallisch-Breitsching, Hochschulseelsorger und Verwaltungsdirektor der Katholischen Hochschulgemeinde. "Sonja Mellers „Honighimmel“ verbindet Himmel und Erde sichtbar – und das an der vertikalen und horizontalen Achse der Kirche, das hat mich fasziniert“, sagt er.
Dem Projekt sind vier Jahre Planungen vorausgegangen. Sonja Meller tüftelte daran, welcher Honig und welcher Faden sich am besten eignen würden. Die mit Blattgold überzogene 2,10 Meter große Schale, die den Honig Tropfen für Tropfen auffängt, ließ sie extra anfertigen. Was bei der Probe in einem kälteren Monat funktioniert hat, entpuppte sich nun beim Aufbau Mitte Juni als Herausforderung: Weil unter der Kuppel nun Temperaturen von rund 30 Grad herrschen, floss der Honig zunächst doppelt so schnell wie geplant. „Jetzt stellen wir ihn eben kühl, bevor er in den Trichter eingefüllt wird.“ Diesen hat die Künstlerin im Dachboden der Kuppel angebracht, der nur über eine enge Wendeltreppe und mehrere Leitern erreichbar ist. Dort befinden sich etwa drei Zentimeter große Lüftungslöcher. An die halbrunde Kuppelkonstruktion angelehnt, hat sie in einem der Lüftungslöcher den Trichter mit dem an ihm befestigten Faden aus Knopflochseide angebracht. In den kommenden zwei Wochen – die Ausstellung geht am 30. Juni zu Ende – wird sie dort täglich einen Liter Honig auf die Reise hinunter zur goldenen Schale schicken. Der Honig wird übrigens wieder eingesammelt und verzehrt. „Neben der Verbindung von Himmel und Erde geht es mir auch um die sinnliche Komponente – um den Duft, die Perlenbildung entlang des Fadens und die goldfärbige Reflexion des Honigs im Licht. Deswegen wollte ich diese Arbeit in der Kollegienkirche realisieren: Weil der Lichteinfall so wunderbar ist.“
Sonja Meller widmet sich fast ausschließlich temporärer Kunst. „Einmal habe ich sogar eine Installation aus Schneebällen gemacht“, berichtet sie. Das Schöne an zeitlich begrenzter Kunst sei die dann erlebte Intensität, „das schärft die Wahrnehmung“.